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Küstenstraße

Ich habe Uwe nicht geglaubt, als er meinte, dass es heute regnen würde. Der Himmel war zwar bedeckt, doch schließlich hatten wir, bis auf den einen Morgen in Bahla, bisher nur blauen Himmel und Sonnenschein.

 

Als wir zum gut 700 m hohen Pass hinauf gefahren sind, hatten wir plötzlich Regentropfen auf der Frontscheibe und auf der Passhöhe fing es tatsächlich ziemlich stark an zu regnen. Unser schon etwas zerfledderter Wischergummi hat es gerade so geschafft, die Windschutzscheibe frei zu halten.

Regen

Schlechte Sicht auf der Küstenstraße

An der relativ neu ausgebauten Straße standen immer wieder Hinweisschilder zu Aussichtspunkten, doch bei den meisten war heute nicht viel zu sehen.

 

Wir haben uns gewundert, dass uns immer wieder Fahrzeuge mit Warnblinklicht entgegen kamen. Beim dritten haben wir angehalten, um zu fragen was los ist. Der Fahrer wollte uns einfach nur zu sich nach Hause einladen. Doch dafür hätten wir dorthin umkehren müssen, wo wir gerade herkamen. Wir haben dankend abgelehnt.

Auf der Straße lagen viele Steine und an einigen Stellen war sie ein wenig überflutet, deshalb wurden wir immer wieder gewarnt. Für die Omanis ist Regen ein äußerst außergewöhnliches Ereignis. Sie sind es nicht gewohnt, auf nassen Straßen zu fahren. Wir waren begeistert, dass wir auch dieses Phänomen in einem Wüstenstaat erleben durften.

Küstenstraße

Tipp: Das Warnblinklicht anderer Fahrzeuge sollte man auf jeden Fall ernst nehmen und sofort langsamer fahren. Sobald Kamele auf der Straße sind, wird auch gewarnt. Sie haben immer "Vorfahrt" und wenn man eines bei einem Verkehrsunfall tötet, wird es teuer. Wir haben gehört, dass es bis zu 5000 Rial kosten kann!

Gegenverkehr

Anhand der Flussbetten, die sich rasend schnell gefüllt haben und den tosenden Wasserfällen am Straßenrand konnten wir uns gut vorstellen, was bei Regenwetter mit einem Zelt im Wadi passieren würde.

Wasserfall

Kamel staunt

Als wir wieder unten an der Küste waren, sind uns zwischen Hasik und Sadah wahnsinnig viele Autos auf jedem noch so kleinen Parkplatz aufgefallen. Das Wasser war voller Taucher, egal wohin wir geschaut haben.

Abalone-Taucher bei Hasik

Wir konnten kaum ein Plätzchen finden um mal anzuhalten und das Treiben zu beobachten.

 

Unten auf den Felsen saß ein Junge, der gerade aus dem Wasser gekommen ist und ein Netz bei sich hatte. Als er zum Parkplatz hochgeklettert kam, durften wir seinen Fang fotografieren.

 

Leider war er taubstumm, so dass wir ihn nicht fragen konnten, was das für Muscheln waren. Doch er hat uns per Zeichensprache erklärt, dass sie zum Essen vorgesehen sind.

Taucher

Reich gefülltes Netz

Später in Sadah haben wir erfahren, dass heute der erste Tag war, an dem die Abalone "geerntet" werden durfte.

 

Abalonen gelten als eine der teuersten Meeresdelikatessen. Der Preis für ein Kilogramm kann durchaus 200 Euro erreichen. Zum Schutz der mittlerweile stark dezimierten Meeresschnecken, auch Seeohren genannt, wird ihr Fang weltweit rigoros reglementiert, wobei in jedem Land andere Regeln gelten. Im Oman dauert die Saison 10 Tage.

Obwohl Abalonen zu den Meerwasserschnecken gehören, sehen sie doch eher wie eine ohrenförmige Muschel aus. Anstatt eines Gehäuses besitzt das Seerohr eine Oberschale, mit dem darunter liegenden Muskel saugt es sich am Meeresboden oder Felsen fest. Dieser feste, fleischige und zur Fortbewegung dienende Saugmuskel ist es, der aus der Schnecke eine Delikatesse macht. Im Inneren der Schale schillert eine zarte Perlmuttschicht in allen nur erdenklichen Farben. Sie ist als Schmuck sehr beliebt.

Sadah

Als wir in der kleinen Hafenstadt Sadah angekommen sind, rief gerade der Muezzin zum Mittagsgebet.

 

Die Mädchen vor der Moschee wollten mich überreden, mit in den Frauengebetsraum zu kommen. Als wir ihnen erklärt hatten, dass das nicht geht, haben sie mit unserer Kamera ein wenig rumgeknipst, um die Zeit bis zum Gebet zu überbrücken. Uns hat die Begegnung wieder mal Spaß gemacht. Wie schön ist es doch, wenn Kinder Fremdsparachen lernen und sich mit Besuchern verständigen können.

Sadah

Foto von den Kindern gemacht

Neugierige Kinder

Wir sind durch die Gassen geschlendert und ziemlich am Ende der Hauptstraße in ein kleines Straßenlokal eingekehrt. Das Fisch-Biryani war sehr schmackhaft. Vom Nachbartisch wurden wir gefragt, ob wir überhaupt wüssten, in welchem Ort wir uns befinden. Natürlich wußten wir es, doch viele Touristen scheinen hier noch nicht bewusst vorbei zu kommen.

Lokales Restaurant

Leckeres Essen

Kokosnüsse

Die Einwohnern haben freundlich gegrüßt und hin und wieder gefragt wo wir herkommen und wo wir hinfahren. Auch die Geschäftsleute waren sehr zuvorkommend.

 

Vor der Weiterfahrt haben wir uns noch mit zwei frischen Kokosnüssen für heute abend versorgt. Sie wurden direkt im Laden "verzehrfertig" gemacht und Strohhalme gab es natürlich auch dazu.

Mirbat

Mirbt Fort

Moschee in Mirbat

Der kurze Anstecher nach Mirbat diente nur dazu, uns bei einer Stadtrundfahrt mit dem Auto die großen Handelshäuser mit den für die Gegend typischen Fenstern anzuschauen.

Altstadt

In der Festung waren wir nicht, doch die Geschichte, dass hier die letzte Schacht im Dhofar-Krieg stattgefunden haben soll, fanden wir sehr interessant. Im Juli 1972 wurde der Hafen von ca. 300 Rebellen angegriffen und der Ort von nur 9 Leuten vom Fort aus verteidigt, bis die Luftwaffe eingeschritten ist.

Typische Fenster

Alter Turm

Bin Ali Mausoleum

Von der Straße, die entlang der Küste aus Mirbat hinaus führt, zweigt eine schmale Zufahrt zum Grab des Heiligen Bin Ali ab. Das Mausoleum mit den beiden Zwiebeltürmen ist durchaus sehenswert. Innendrin liegt der Shaikh Muhammad bin Ali al-Alawi begraben, der einst aus dem jemenitischen Hadramaut eingewandert und 1161 hier verstorben ist.

 

Noch interessanter fanden wir den Friedhof mit den unendlich vielen Grabsteinen, die typisch für die sunnitische Ausrichtung des Islam sind.

Grabsteine

Wadi Hinna

Auf der Fahrt in die Berge steigt die Straße steil durch das Wadi Hinna an. Ohne zu wissen, dass sie hier wachsen, hätten wir die Baobab-Bäume wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen.

Baobabs

Baobab

Wir sind seit Jahren fasziniert von diesen knorrigen Bäumen, die eigentlich aus Ostafrika stammen. Irgenwann wollen wir mal nach Madagaskar, um die ganz großen Exemplare dieser Spezies mit eigenen Augen zu sehen.

 

Wie die Baobabs in den Oman gekommen sind, ist unklar. Es existieren drei Theorien: entweder wurden sie von Seefahrern angepflanzt oder die Monsunwinde haben die Samen herübergeweht, es wird auch behauptet, dass sie die Überreste eines riesigen Baobab-Waldes sind, aber niemand weiß es genau.

Baobab

Eidechse

Auch wenn die Bäume im Oman nicht so groß werden wie in Afrika, haben uns die bis zu 15 m hohen und bis zu 2 m dicken Baobabs sehr beeindruckt.

 

Tipp: Etwa auf der Hälfte der kurvenreichen Strecke zweigt eine schmale Piste zu einem Rastplatz ab. Von hier aus kann man zwischen den mächtigen Bäumen herumwandern. Geht man auf dem gut sichtbaren Pfad ein wenig nach unten, gelangt man zu einer Wasserstelle, wo wir die niedliche kleine Echse getroffen haben.

Das letzte Ausflugsziel für heute war das Tawi Attair Sinkhole. Dabei handelt es sich um eine eingefallene Kalksteinhöhle, die ein Loch mit 100 m Durchmesser und 200 m Tiefe hinterlassen hat.

 

Der Aussichtspunkt war ziemlich vermüllt und besonders weit konnten wir nicht in die Höhle hineinschauen. Wir fanden, dass sich der Weg nicht gelohnt hat. Da es Zeit wurde, einen Übernachtungsplatz zu suchen, sind wir relativ schnell wieder zur Küste hinunter gefahren.

Tawi Atayr Sink Hole

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